MY GENDERLESS BOYFRIEND: Interview mit Zeichnerin Tamekou

Wolltest du schon mal mehr über die Autorin von MY GENDERLESS BOYFRIEND erfahren? In diesem Interview erzählt Mangaka Tamekou, wie sie zum Zeichnen gekommen ist und was ihr bei ihren Protagonisten Meguru und Wako besonders wichtig ist.

My Genderless Boyfriend Arbeitsplatz
Blick hinter die Kulissen

Interview mit Tamekou: "Wenn es so ein Pärchen gäbe, das wäre super!"

Die japanische Zeichnerin Tamekou hat sich die Zeit genommen, ein paar Fragen zu ihren neuen Werk MY GENDERLESS BOYFRIEND zu beantworten. Neben ein paar privaten Hintergründen erzählt sie auch viel über ihre Arbeit und die unterschiedlichen Genres, die sie in ihren Geschichten bedient. Das Foto zeigt übrigens ihren Schreibtisch, an dem sie ihre Werke zeichnet. 

 

Dieses Interview ist zuerst im AnimaniA-Magazin erschienen. Wir freuen uns, dass wir es hier unseren Fans zur Verfügung stellen dürfen.

Tamekou-sensei, wie haben Sie das Manga-Zeichnen für sich entdeckt und wie kam es dann dazu, dass Sie als Profi debütierten?

Tamekou: Ich bin auf dem Land aufgewachsen und um mich herum gab es nichts an Entertainment, deshalb habe ich seit meiner Kindheit gezeichnet. Zuerst habe ich nur Illustrationen von meinen Lieblingsmangas und -animes abgezeichnet. Nach und nach habe ich dann angefangen, Panels auf Seiten anzulegen und selbst etwas „Mangaartiges“ zu zeichnen. Das erste Mal, dass ich auf richtigem Mangapapier nach Vorzeichnungen mit Feder und Tusche arbeitete und Rasterfolie benutzt habe ... das war, in der ersten Klasse der Highschool. Dieses Werk habe ich damals bei einem Verlag eingeschickt. Mit Glück erregte es die Aufmerksamkeit eines Redakteurs und so debütierte ich schon bald als Profi. Allerdings habe ich bei diesem Verlag nur einige Werke gezeichnet, die nicht als Taschenbuch erschienen. Mein Können war in vielerlei Hinsicht noch unausgereift, das Zeichnen klappte nicht gut, sodass ich nach und nach immer weniger zeichnete. Schließlich fing ich an, bei einer Firma zu arbeiten, die nichts mit Zeichnen zu tun hatte.

Und doch konnte ich mein Hobby, das ich seit jeher gepflegt und gemocht hatte, nicht vergessen. Also fing ich an, zwischen meiner Arbeit Zeit zu finden, um wieder Mangas und Illustrationen zu zeichnen. Ich fing auch mit SNS und einem eigenen Blog an, auf denen ich meine Werke postete. Ich bekam dadurch verschiedene Reaktionen von Leuten und fand meinen Spaß an der kreativen Tätigkeit wieder. Mit diesem Antrieb begann ich wieder, eigene Dojinshis zu zeichnen, die ich auf Events verkaufte. Das wiederum las zufällig ein Redakteur und sprach mich daraufhin an. Das ist in etwa meine Story vom Profi-Debüt und Re-Debüt.

Ich habe übrigens keinerlei Bildung oder Ausbildung in Richtung Kunst erhalten. Anfangs wollte ich auch gar nicht Mangaka werden. Es war eher ein natürlicher Denkprozess: Durch das tagtägliche Zeichnen konnte ich mit der Zeit niedliche Bilder und schwierigere Kompositionen kreieren, also hab ich gedacht, versuch ich doch mal selbst, einen Manga zu machen. Und weil das geklappt hat, hab ich mir als nächstes gedacht, dass ich ja auch mal etwas einschicken könnte.

Welche Mangas mochten Sie in Ihrer Schulzeit besonders gern und fühlen Sie sich von diesen künstlerisch beeinflusst?

Tamekou: In meiner Schulzeit mochte ich grundsätzlich immer Shojo-Mangas. Die feinen Linien, mit großzügiger Nutzung von Rasterfolie, die Augen sowie Kleider und Haare – alles glitzernd und zart ... Es war so leicht verständlich und glitzernd und niedlich. Dieses Glitzernde beeinflusst mich auch heute noch ziemlich. Übrigens: unter den Shojo-Mangas las ich vor allem Titel vom Hakusensha-Verlag. Die Zeitschrift kaufte ich ebenfalls jeden Monat. Das hängt auch damit zusammen, dass das allererste Werk, bei dem ich wirklich dachte: "Die Bilder sind schön! Das mag ich!", auch bei Hakusensha erschienen ist und zwar "Please save my Earth". In der Story taucht ein Mädchen mit langen blonden Haaren auf – sie ist wirklich schön ...Auf dieses "Glitzernde", das ich eben meinte, besonders in den Haaren, lege ich auch heute noch sehr viel Wert.

Kommen wir zu MY GENDERLESS BOYFRIEND: Wie kam Ihnen die Idee zu der Story?

Tamekou: Es stand bereits fest, dass ich meinen neuen Titel bei dem Verlag Shodensha für eine Frauenzeitschrift zeichnen werde. Allerdings stand lediglich das Hauptkonzept fest: "Eine Story über einen Jungen und ein Mädchen, also ein Pärchen". Dann kam noch dazu, dass ich seit dem Ende meines letzten Werks nicht so viel Zeit hatte, das neue Werk vorzubereiten. Außerdem hatte ich seit meinem Re-Debüt nur Boys-Love-Geschichten gezeichnet, deshalb war ich ziemlich nervös, da dies meine erste Story mit einem Hetero-Pärchen werden sollte.

Mein Redakteur hat mir dann vorgeschlagen, als Thema der Story etwas zu nehmen, das ebenfalls eine Stärke von mir ist, weil es mir dann sicher leichter fallen würde, es zu zeichnen. Daraufhin gab es den Vorschlag "Genderless Boy". Zu dieser Zeit hatte ich zwar schon von "Genderless Boys" gehört, aber so genau hatte ich mich damit noch nicht befasst. Ich mag es seit jeher, Jungen mit hübschen Gesichtern zu zeichnen, denen man das Geschlecht nicht ansieht. Das zu zeichnen, schien also Spaß zu machen und wenn es Spaß macht, kann ich sicher lange daran zeichnen! So dachte ich und fing an, das neue Werk mit diesem Thema zu zeichnen. So richtig über "Genderless" und Geschlechterrollen Gedanken gemacht habe ich mir, nachdem ich angefangen habe, diesen Titel zu zeichnen.

Was war Ihnen bei der Erschaffung von Meguru und Wako besonders wichtig?

Tamekou: Wie erwähnt habe ich dieses Werk angefangen zu zeichnen, weil ich hübsche Jungen zeichnen wollte. Daher war es natürlich wichtig, das Aussehen von Meguru bildhübsch zu machen, aber worauf ich besonders geachtet habe, war Wako. Ich wollte keinen unauffälligen Charakter schaffen, der wegen seines eigenen Aussehens unter Minderwertigkeitskomplexen leidet und bloß den hübschen Freund in ein günstiges Licht stellt. Ich habe darauf geachtet, dass es ein normales Mädchen wird, das sich normal schick macht und normal arbeitet. Der Titel MY GENDERLESS BOYFRIEND ist lediglich wie eine Würze für die Story – das Hauptthema ist "der Alltag eines verliebten Pärchens". Daher achte ich darauf, dass – außer der Tatsache, dass Meguru ein hübscher Junge ist – grundsätzlich alles "normal" bleibt.

Wo kann unser japanreisendes Publikum in Tokio auf Megurus Spuren shoppen gehen?

Tamekou: Wie wäre es erst einmal mit Harajuku? Den Secondhandshop, in dem Meguru arbeitet, gibt es wirklich! Ich war auch dort zwecks Recherche und zeichne den Laden so, wie er in der Realität ist. Daher sieht die Einrichtung von dem realen Shop auch genauso aus. Auch die anderen Läden oder Schauplätzen neben dem Secondhandshop, die in der Story vorkommen, habe ich größtenteils besucht und als Fotos festgehalten. Ginza kommt im Manga auch oft vor; den Stadtteil Tokios kann ich euch auch empfehlen!

Welches Zeichenwerkzeug benutzen Sie?

Tamekou: Bis etwa zum zweiten Band habe ich bis zu den Linearts analog gearbeitet, alle anderen Arbeitsschritte bereits digital. Aber in letzter Zeit arbeite ich komplett digital, einschließlich der Linearts. Ich mag die etwas verschrammten Linien einer Tuschefeder, deshalb habe ich bei Linearts lange auf die analoge Feder geschworen. Doch inzwischen habe ich gelernt, ähnliche Effekte digital zu erzielen und bin daher komplett auf digital umgestiegen. Es gab auch früher eine Zeit, in der ich bereits komplett digital arbeitete, aber damals hatte ich zu wenig technisches Knowhow, wodurch die Bilder sehr platt und flächig aussahen. Diesmal hat aber niemand den Wechsel ins Digitale bemerkt. Ich war erleichtert, dass meine Digital-Skills endlich soweit zu sein schienen.

Sie arbeiten parallel auch an der Boys-Love-Reihe LALA NO KEKKON. Was bedeutet Ihnen die Möglichkeit, Geschichten in so verschiedenen Genres zu veröffentlichen und wie bekommen Sie die Arbeit an mehreren Werken unter einen Hut?

Tamekou: Beim Zeichnen einer neuen Reihe achte ich stets darauf, dass ich etwas zeichne, das ich bisher noch nicht gezeichnet habe. Das hat den einfachen Grund, dass ich sehr schnell das Interesse an einer Sache verliere. Wenn mein Redakteur mir vorschlägt, ein bestimmtes Thema zu zeichnen, stelle ich mich dem und probiere es aus, selbst wenn mich das Thema überhaupt nicht interessiert. Denn wenn man es versucht, könnte es ja doch interessant sein und meistens ist es so, dass ich etwas zu mögen lerne, während ich es zeichne. LALA NO KEKKON und MY GENDERLESS BOYFRIEND sind vom Typ her zwei komplett unterschiedliche Geschichten, daher kommt es selbst bei paralleler Arbeit nicht vor, dass ich durcheinanderkomme. Besonders im Falle von MY GENDERLESS BOYFRIEND, wo es sich ja um den normalen Alltag dreht, habe ich keine großen Probleme, neue Ideen zu sammeln. Was für ein rentabler Titel!

MY GENDERLESS BOYFRIEND ist das erste Werk aus Ihrer Feder, das auf Deutsch erscheint. Welches Ihrer Werke sollen sich Ihre neuen Fans ganz besonders von den hiesigen Verlagen wünschen, damit es schnellstmöglich bei uns folgt?

Tamekou: Natürlich würde es mich bei jedem Titel freuen, wenn er gedruckt werden würde. Ich würde mich freuen, wenn viele Leute meine Boys-Love-Mangas lesen, die ich seit meinem Re-Debüt gezeichnet habe! Von den Titeln, die Shodensha verlegt, mag ich persönlich KAKKO NO YUME – THE DREAM OF CUCKOOS, weil es eine Story mit sanfter Atmosphäre ist. Wenn wir beim Thema „Genderless“ sind, würde ich die Reihe mit dem Hauptcharakter empfehlen, der ein feminines Gesicht hat: LALA NO KEKKON.

Haben Sie zum Schluss noch eine Botschaft an Ihre Fans in Deutschland?

Tamekou: Hallo liebe Fans! Ich heiße Tamekou. In die beiden Charaktere Meguru und Wako aus MY GENDERLESS BOYFRIEND habe ich quasi alles hineingesteckt, von dem ich mir denke: "Wenn es so ein Pärchen gäbe, das wäre super!" Ich gebe mir beim Zeichnen immer Mühe, die beiden in ihrem alltäglichen Leben darzustellen, wie sie essen, wie sie arbeiten, wie sie ihre Hobbys ausleben und wie sie verliebt zusammen Zeit verbringen. Es würde mich freuen, wenn ihr euch in Momenten der Erschöpfung an das Pärchen erinnert und euch fragt, wie es den beiden wohl geht. Und es wäre mir auch eine Freude, wenn bei euch durch dieses Werk die Neugier an der japanischen Kultur geweckt werden würde! Vielen Dank fürs Lesen!

Vielen Dank, Tamekou-sensei!

 

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Postkarte My Genderless Boyfriend
Special

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MY GENDERLESS BOYFRIEND ist unser kunterbunter Feel-Good-Manga über ein bezauberndes Paar, das sich über Geschlechter-Klischees hinwegsetzt.

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