meta bene

meta benes feiner Humor macht auf amüsante Art nachdenklich, seine Tuschecartoons sind ein Kunstwerk für sich. Entdecke hier alles zum meta bene Buch und Postkartenkalender.

Brillante Grübeleien.

Der Tagesspiegel
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Fünf Fragen an meta bene

Der Idee zu Wolfgang ist schon länger die Frage vorausgegangen, ob und wie ich eine längere Meta Bene-Geschichte schreiben beziehungsweise pinseln könnte. Das meta bene-Regelwerk zeichnete sich bisher durch ein begrenztes Tier-Personal aus. Die Gelegenheit für eine Geschichte bot sich, als ich mein Personal-Ensemble, das bisher auf wenige Tiere beschränkt war, um einen Fuchs erweitert habe. Durch mein minimalistisches Regelweg ist die Beweglichkeit vieler Figuren begrenzt, doch der Fuchs verfügte über die notwenige Beweglichkeit. Erst als mir der Name Wolfgang für den Fuchs eingefallen ist, hat die Geschichte begonnen sich zu entwickeln. Es war klar, dass sich Wolfgang auch an seinem Namen würde abarbeiten müssen. Schließlich ist der Fuchs, wie der Wolf auch in der Nacht unterwegs. Wenn sie jung sind, „schnüren“ sie (insbesondere die männlichen Füchse) lange Strecken durchs Land und durch die Stadt. Das legt es nahe, dass sie auch, wie dem Wolf zugeschrieben, eine Beziehung zum Mond haben können. Das war das erste Bild, dass ich im Kopf hatte, ein Fuchs, der den Mond anheult.

Ich treffe relativ häufig Füchse auf meinen Abendspaziergängen und mag, wie sie so durch die Stadt schnüren: den Kopf locker pendelnd, riechend, schauend. Ich habe immer das Gefühl, dass Füchse ihre Umgebung sehr interessiert, aber trotzdem distanziert wahrnehmen. Da drängte sich mir die Frage auf, wie sie die Welt wahrnehmen und für sich ordnen. Zudem bringt der Fuchs als Figur viel mit. Als Fabelfigur und Kinderbuchprotagonist. Auf all das kann man aufbauen und sich abstoßen, ohne es miterzählen zu müssen. Wie der Fuchs als listenreiches Wesen. Das ist bei mir weniger durchtrieben als bei Reinecke und mehr sprachlistig.

Die Cartoons sind ja meist kleine Ideen, manchmal regelrechte Geistesblitze oder wenn ich länger an ihnen arbeite, Versuche, ein bestimmtes Problem, eine sprachliche Unebenheit, ein Gefühl oder einen Witz auf den Punkt zu bringen. Die Cartoons sollten immer eine kleine Drehung haben und ziehen häufig ihre Energie daraus, dass sie nach hinten offen sind, oder man sie in Alltagssituationen hineindenken muss. Der Witz liegt manchmal in dem, was man sich davor oder danach dazu denkt. Diese Offenheit gibt es in Geschichten nicht, weil man ja das Bild davor erzählt. Diese Offenheit wollte ich behalten, musste sie aber anders herstellen. Anfangs habe ich gedacht, in der Gesichte könnten auch Cartoons, wie ich sie gewohnt bin zu machen, hineingearbeitet sein. Aber das funktionierte nicht. Im Überarbeitungsprozess sind die fast alle verschwunden oder haben sich in der Erzählung aufgelöst.

So eine ganz einfach Moral ist etwas, das mir ein bisschen widerstrebt. Ich mag Ambivalenzen, Zweifel, Offenheit und Zwischenräume zu gerne. Trotzdem hat Wolfgang eine grundlegende Aussage. Wolfgang ordnet die Welt und sich mit seinen sprachlichen Konstruktionen. Ich denke, dass wir alle das tun. Und wie manche, droht er damit zu scheitern, in dem Moment, in dem seine Ordnung durcheinander gerät und er merkt, dass seine lückenhafte, naive Ordnung der Welt beschränkt ist. Aber als ihm bewusst wird, dass er die Welt für sich sprachlich ordnen muss, um erfolgreich zu sein, dass „sich die Welt schön reden“ seine einzige Möglichkeit ist, eine annehmbare Wirklichkeit zu definieren, gelingt es ihm glücklich zu sein. Kurz gesagt: Poesie sind nicht einfach nur schöne Worte. Es ist eine Möglichkeit, schön zu denken und in einer schöneren Welt zu leben - zumindest zeitweise und unter Vorbehalt. Oder noch einfacher: Es liegt Glück, im schön denken und schön sprechen. Die Verkettung sprechen, denken und fühlen funktioniert dabei in alle Richtungen - und auch ins Negative.

Für mich ist „Wolfgang“ der Versuch meta bene weiterzuentwickeln. Und vielleicht auch Fähigkeiten aus meinem Vorleben als Autor von Kurzgeschichten an meta bene anzuschließen. Aber auch in der Gestaltung ist Wolfgang ja einen Schritt weiter gegangen. Mit der Verwendung einzelner Farben, habe ich das strenge minimalistisch Regelwerk von meta bene erheblich erweitert. Das ist glaube ich ein wenig albern, aber für mich ist das ein Schritt.

Cover Hirne waschen und ab ins Bett von meta bene

Hirne waschen und ab ins Bett

Deprimierte Pinguine, skeptische Antilopen oder zynische Schaben laden uns ein in die sensible Welt der Zwischentöne, in der sie ganz nebenbei die wundersamen Seiten des Alltags und die großen Fragen des Lebens entlarven.

meta benes beste Arbeiten, bisher unveröffentlichtes Material und noch nicht in Buchform erschienene Cartoons sind in diesem hochwertigen Cartoonband versammelt.

Hirne waschen und ab ins Bett

Seine Miniaturen geben den abgehangenen Erwachsenen die großen Kinderaugen wieder zurück.

taz
Robin Thiesmeyer

Wer ist meta bene?

Robin Thiesmeyer zeichnet meta bene seit 2013. Die ersten Zeichnungen veröffentlichte er über Twitter und auf metabene.de, später auch über Facebook und Instagram. 2016 erschien das erste meta bene-Buch Es gibt mehr Sterne als Idioten. Daneben wurde meta bene unter anderem als Kolumne bei Zeit online, in den Nürnberger Nachrichten und als Illustrationen in DIE ZEIT veröffentlicht.