Manga zeichnen lernen: Auge

Das Grundgerüst steht. Jetzt geht es darum Deiner Figur ein ausdrucksstarkes Gesicht zu verleihen und dabei sind besonders die Augen von großer Wichtigkeit. Die professionelle Mangaka Martina Peters erklärt Dir hier, wie es Dir gelingt die Augen eines Manga - Charakters in verschiedenen Blickwinkeln in Szene zu setzen.

Augen aus der Frontalansicht zeichnen

Wie auch schon beim Kopf fängst Du beim Auge mit einem einfachen Kreis an.

Auch hier ist es wieder nicht wichtig, dass der Kreis wie mit einem Zirkel perfekt ist. Zieh einfach locker ein paar Kreise, bis er rund genug aussieht. So lockerst Du auch gleich deine Hand.

Stell Dir diesen Hilfskreis als so etwas wie den Augapfel vor.

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Die Augen der Nase anpassen

In diesem Fall liegt die Nase auf der linken Seite. Das heißt, die Augeninnenseite ist links, die Augenaußenseite rechts. Wenn Du große runde Augen Zeichnen möchtest, kannst Du die Linie für das obere Lid einfach an dem Kreis entlang zeichnen.

Da das Auge hier so rund ist, habe ich die äußere Linie ein wenig weiter unten enden lassen. Normalerweise liegen sie aber eher auf der gleichen Höhe (nämlich auf der Mittellinie des Kopfes – siehe „Der Kopf – vereinfacht“).

Die Augenform bestimmen

Ebenso kannst Du nun das untere Lid am Kreis entlang zeichnen.

Um das Auge noch ein wenig runder und glaubhafter zu gestalten, kannst Du noch einen kleinen Verbindungsstrich an den äußeren Rand setzen, der in Richtung Unterlid zeigt.

In der Regel sind in Manga aber Ober- und Unterlid nicht miteinander verbunden, es sei denn, es ist speziell der Stil des Zeichners oder eine Charakter-Besonderheit (wie zum Beispiel die dicken schwarzen Ringe von Gaara aus NARUTO).

Du kannst Deinen Charakter übrigens asiatisch aussehen lassen, indem Du ihm Mandelaugen zeichnest und dann die Innenseiten der Augen miteinander verbindest. (Achte dann aber darauf, dass Du keine vollständigen Lidfalten zeichnest.)

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Den Ausdruck der Augen festlegen

Nun zeichnest Du über das obere Lid des Auges die Lidfalte. Sie ist nicht so breit wie das Oberlid, folgt aber der gleichen Form. Pass an dieser Stelle auf, dass Du den Strich für die Lidfalte nicht zu hoch setzt, sonst sieht Deine Figur schnell schläfrig aus.

Als nächstes kommt der Augeninhalt dran. Der erste große Kreis nennt sich „Iris“ (nicht Pupille). Das ist der Teil, der später auch farbig wird.

Wenn Du ein besonders großes, rundes Auge zeichnest, kannst Du im Manga ruhig die Iris ein wenig oval zeichnen, damit sie nicht das komplette Auge ausfüllt und die Figur trotzdem nicht immer erschrocken aussieht, weil sie die Augen weit aufreißt. 

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Die Pupille richtig setzen

Der zweite Kreis im Auge ist die „Pupille“. Sie sollte die gleiche Form haben, wie die Iris (es sei denn, Du zeichnest Deiner Figur Katzenaugen oder Ähnliches).

Hast Du also eine leicht ovale Iris gezeichnet, sollte auch die Pupille ein wenig oval sein. 

Die Pupille muss in jedem Fall in der Mitte der Iris sitzen, wenn Du das Auge von vorne siehst. Sie darf nicht nach links oder rechts wandern, nur weil die Figur nach links oder rechts guckt. 

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Passenden Glanz und Augenbrauen zeichnen

Am Ende fügst Du noch ein wenig Glanz und die Augenbraue hinzu.

Die Augenbraue ist etwas breiter als das Auge. Wie dick und geschwunden sie ist, legst Du selber fest, wenn Du deinen Charakter entwickelst. Mädchen haben in der Regel dünnere Augenbrauen als Jungen.

Vergiss nicht, den Glanz in beiden Augen auf der gleichen Seite zu zeichnen. Ist der Glanz im rechten Auge links, ist er auch im linken Auge links, nicht gespiegelt.

Schmale Augen aus der Frontalansicht zeichnen

Ebenso wie ein rundes Auge, kannst Du auf der Basis eines Kreises auch ein schmales Auge zeichnen. Du beginnst also wieder mit einem Kreis. Diesmal zeichnest Du das Oberlid nicht direkt auf dem Kreis, sondern im Kreis. Die Außen- und Innenseite (also die Enden der Linie) enden genau auf der Hilfslinie. 

Die Enden des Unterlids enden ebenso auf der Hilfslinie. Wenn Du das Oberlid in den Kreis ziehst um ein schmales Auge zu zeichnen, musst Du auch das Unterlid weiter oben ansetzen. Sonst sitzt das Auge nicht mehr richtig im Gesicht, denn der Kreis für das Auge liegt genau auf der Mitte der Mittellinie des Kopfes. Daher muss auch die Mitte des Auges immer genau dort sein, wo die Mittellinie ist. (Es sei denn natürlich, Deine Figur hat die Augen halb oder ganz geschlossen.) Auch hier kannst Du wieder den kleinen Verbindungsstrich ziehen, der das Auge weniger platt wirken lässt. Die genaue Form deiner Augen ist aber – wie immer – ganz Dir überlassen.

Wie beim runden Auge folgt der Strich für die Lidfalte wieder der Form des Auges und ist nicht zu weit über dem Auge. 

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Mit dem Augenlied die Iris überdecken

Da dieses Auge nicht so groß und vor allem rund ist, kann die Iris hier als Kreis gezeichnet werden. Natürlich sieht man den Teil des Kreises nicht, der außerhalb des Auges beziehungsweise unterhalb des Augenlids ist.

Die Pupille muss wieder genau in der Mitte der Iris liegen. Um das zu verdeutlichen, siehst Du hier den Teil der Iris, der außerhalb des Auges liegt. Nun noch etwas Glanz und fertig ist auch dieses Auge!

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Augen aus der Seitenansicht zeichnen

Für die Seitenansicht eines Auges startest Du auch wieder mit einem einfachen Kreis. Das liegt daran, dass Du Dir das Auge ja als ganzes, also als Augapfel, vorstellen musst. So ist es einfacher, ein glaubwürdiges, richtiges Auge zu zeichnen. Du beginnst wieder mit dem Oberlid.

Das äußere Ende (also das, was zum Ohr zeigt) liegt genau dort, wo sich der Kreis und die Mittellinie des Kopfes treffen. Von dort aus ziehst Du das Oberlid schräg nach oben. Am anderen Ende, also das, was Richtung Nase zeigt, ziehst Du wieder einen kleinen Strich nach unten. Nicht zu weit, da der größte Teil des Lides, der wieder hinunter führt, aus dieser Perspektive gar nicht gesehen werden kann.

In der Profilansicht empfiehlt es sich, das Ober- und Unterlid an der Außenseite miteinander zu verbinden. Zeichne also einfach das Unterlid von dem Punkt, an dem der Kreis und die Mittellinie des Kopfes aufeinandertreffen, schräg nach unten. 

Da das Unter– und das Oberlid in etwa auf der gleichen Höhe enden sollen, darfst Du den Strich ein wenig über den Kreis hinauszeichnen. Eines ist ganz wichtig: das Unterlid verändert seine Position fast nie. Wenn Du also ein geschlossenes oder sich schließendes Auge zeichnen möchtest, bewege nur das Oberlid Richtung Unterlid. Zieh nicht das Unterlid hoch oder gar in die Waagerechte. Wie auch in der Frontalansicht folgt die Lidfalte dem des Oberlids, ist nur nicht ganz so breit. 

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Iris und Linse aus der Seitenansicht oval zeichnen

Die Iris ist eigentlich kein Kreis, der flach auf dem Augapfel liegt. Eigentlich ist sie eher gerade im Augapfel und das, was auf der linken Seite jetzt so rund ist, ist die Linse des Auges. Daher zeichnest du die „vordere“ Seite der Iris ein wenig runder als die „hintere“ Seite. Was Du aber auf keinen Fall tun solltest, auch wenn es schon oft in Mangas gesehen wurde, ist die Linse nach innen zu biegen. Das wäre einfach nur falsch.

Natürlich ist auch die Pupille durch die Seitenansicht nur sehr schmal zu sehen. Allerdings kannst Du sie als normales Oval zeichnen, da sich vor der Pupille im Auge nicht noch eine Linse befindet. Die Pupille zeichnest Du wieder möglichst in die Mitte der Iris (sie darf aber ein wenig weiter nach hinten rücken, das ist okay). Und auch hier zeichnest Du wieder die Augenbraue und ein wenig Glanz in das Auge. Achte hier darauf, dass die etwas dickere Innenseite der Augenbraue kürzer und gestauchter ist, da ein Teil aus dieser Perspektive nicht zu sehen ist.

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Die Dreiviertel-Ansicht vom Auge zeichnen

Wenn Du den Kopf deiner Figur in der ¾ – Ansicht oder in einer anderen Drehung zeigst, die das Gesicht nicht gerade frontal oder von der Seite zeigt, verzerren sich die Augen. Sie bleiben immer noch genau so hoch, als wären sie auf einem Kreis gezeichnet, werden aber schmaler. Das vom Betrachter aus gesehen hintere Auge ist immer mehr gestaucht als das vordere.

Daher fängst Du dieses Mal mit einem gestauchten Kreis, also einem Oval an. In diesem Fall wird das vordere Auge gezeichnet. Der Veranschaulichung halber zeigt dieser kleine Strich links den Nasenrücken an. Du beginnst wieder mit dem Oberlid. Da die Mitte des Auges ein wenig von Dir weggedreht ist, verschiebt sie sich nach links. Damit verschiebt sich auch der Punkt des Auges, an dem das Oberlid wieder nach unten geht.

Auch die Mitte des Unterlids verschiebt sich ein bisschen nach links. Das Auge wirkt wie immer ein wenig runder und glaubhafter mit dem Verbindungsstrich. Aber im Gegensatz zur Seitenansicht verbindest Du das Ober- und Unterlid nicht wirklich miteinander. Die Lidfalte folgt wieder den Beispiel des Oberlids.

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Dieses mal schaut die Figur (von Dir aus gesehen) nach rechts. Die Iris ist wieder oval. Nicht nur weil das Auge so groß und rund ist, sondern auch weil die Iris, genau wie der Rest des Auges, in der Breite gestaucht ist. Die Pupille liegt wieder genau in der Mitte der Iris und hat die selbe ovale Form. 

Die Augenbraue folgt wieder der Form des Oberlids und der Lidfalte, steht nur ein wenig an beiden Seiten über. Ein wenig Glanz in die Augen und schon ist auch diese Ansicht geschafft.

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Autorin dieses Artikels:

Martina Peters, Jahrgang 1985, ist seit 2001 aktiv in der deutschen Mangakaszene unterwegs. Sie lebt und arbeitet in Düsseldorf. Einem größeren Publikum bekannt wurde sie unter anderem mit den Boyslove-Manga  “KAE” und“ TEN”.

Bei uns im Verlag sind von ihr erschienen:

  • TEMPEST CURSE 
  • FOCUS 10
  • LILIENTOD - ROSENKÖNIG
  • LILIENTOD - VERGISSMEINNICHT
  • E-MOTIONAL