NICOLAS MAHLER. WER ALLES LIEST, HAT NICHTS BEGRIFFEN
Mit Nicolas Mahler präsentiert das Karikaturmuseum Krems einen österreichischen Comickünstler und Cartoonisten, der seine erfolgreiche Karriere im Ausland lanciert hat und bis heute in Deutschland und Frankreich prominenter ist als in seiner Heimat.
Nicolas Mahlers internationaler Durchbruch erfolgte in den späten Neunzigerjahren, und sein Aufstieg war rasant. Nach einigen im Selbstverlag veröffentlichten Comicheften publizierte das international renommierte Schweizer Comicmagazin STRAPAZIN Mahlers Boxerballade T.N.T.; wenig später erschien im wichtigen Pariser Autorenverlag L’Association Lone Racer – und als Nächstes kam schon der Abdruck von Kratochvil in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Seither ist Nicolas Mahler zwischen Kanada und China, Schweden und Spanien allgegenwärtig, als Autor unzähliger Bücher und Hefte, aber auch in Zeitungen und Zeitschriften. Viele renommierte Preise sowie Einladungen zu internationalen Filmfestivals zeugen vom Status Nicolas Mahlers in der internationalen Szene.
Mahlers Erfolg ist alles andere als selbstverständlich, denn seine Kunst ist alles andere als anbiedernd. Sein Strich ist stilisiert bis hart an die Grenze zur Abstraktion und sein Humor schwarz bis hart an die Grenze zum Tragischen. Seine Figuren – entweder lang und dünn oder kurz und rund – tapsen tollpatschig durch erbärmliche Existenzen, und ihr Leben scheint vor allem aus Scheitern und Leiden zu bestehen. Wie alle echten Humoristen ist Nicolas Mahler kein Komödiant, sondern ein Tragiker, dessen Pessimismus nur dank einer gehörigen Portion Humor erträglich wird. Robert Musils „Der Mann ohne Eigenschaften“, „Alice in Sussex“ frei nach Lewis Caroll und H. C. Artmann sowie Thomas Bernhards „Alte Meister“ sind Vorlagen, die Nicolas Mahler zeichnerisch adaptiert. Er schafft eigene Geschichten und erzeugt neue poetische Literatur-Stücke. Mit gekonnter Reduktion auf das Wesentliche erreicht Nicolas Mahler maximale Genauigkeit in seiner Aussage, vermittelt mit Präzision Stimmungen, Gefühle und Gedanken. Virtuos führt er vor, wie facettenreich minimalistische Zeichnungen sein können und wie er alles auszudrücken vermag, was er möchte, von dümmlichem Slapstick bis zu Metaphysischem und Philosophischem.
Vor allem Mahlers Umsetzung von Thomas Bernhards Alte Meister entpuppte sich als ein Glücksfall – eine künstlerisch eigenwillige, aber kongeniale Umsetzung, die zu einer höheren Wertschätzung des Comics geführt hat. Thomas Bernhards Ausspruch „Wer alles liest, hat nichts begriffen“* gibt denn auch den Rahmen dieser bisher größten gezeigten Nicolas-Mahler-Personale mit über 225 Originalen vor.