Der Krieg der Welten

Der Klassiker der Science-Fiction-Literatur, adaptiert als Graphic Novel vom prämierten Comic-Autoren Thilo Krapp. Eine höchst anspruchsvolle grafische Umsetzung von H.G. Wells' Meisterwerk.

Die Graphic Novel von Thilo Krapp

Die Invasion der Erde durch Außerirdische beginnt ganz harmlos im ländlichen England. Zunächst begrüßt die Bevölkerung freudig die fremden Flugobjekte. Doch schnell wird klar, dass diese nicht in friedlicher Absicht gekommen sind. Der Kampf der Menschen um ihr Überleben als Spezies beginnt!  

Die farbige Comicadaption von Thilo Krapp besticht durch die zeichnerische Akkuratesse des viktorianischen Englands und fängt dabei die dramatischen wie auch die satirischen Elemente des Klassikers perfekt ein. Wie die Originalvorlage lässt Thilo Krapp auch seine Comicadaption im England des 19. Jahrhunderts spielen. Der Roman wie die Graphic Novel verstehen sich als Kritik an Englands Kolonialpolitik und an der in sich selbst ruhenden und selbstgerechten englischen Gesellschaft dieser Zeit. Die größte Kolonialmacht der Welt, die selber in viele Länder der Welt eingedrungen ist, wird somit auch Opfer einer fremden Invasion. So gelingt es Thilo Krapp ein Stück echter Geschichte abzubilden. Akribisch und detailliert recherchiert zeigt seine Graphic Novel zum einen das realitätsgetreue viktorianische Zeitalter und zum anderen die dystopische Invasion der Marsmenschen. Thilo Krapp erschafft zugleich ein zeichnerisch und erzählerisch spannendes Stück Zeitgeschichte und Science-Fiction. Bereits 2017 wurde die Originalausgabe des Comics (Egmont) mit dem Rudolph-Dirks-Award für die "Beste Literaturadaption" prämiert.

Der Krieg der Welten Graphic Novel

Die Geschichte hinter der Graphic Novel

Der Krieg der Welten - The War of the Worlds ist eines der bekanntesten Werke des britischen Science-Fictions Pioniers H.G. Wells. Es wurde bereits 1898 erstveröffentlicht, erlangte aber vor allem durch eine besondere Hörspielfassung große Berühmtheit. Am Vorabend von Halloween 1938 strahlte der us-amerikanische Radio-Sender CBS eine von Orson Welles inszensierte Hörspielfassung aus, die als fiktive Reportage angelegt war und deren Handlungsort von England in eine Stadt im US-Bundesstaat New Jersey verlegt wurde. Viele Hörer hielten diese Reportage für real und glaubten an eine Invasion der Außerirdischen. In der damaligen Presse war sogar von einer Massenhysterie die Rede, die zu zahlreichen Selbstmorden geführt haben soll. In der jüngeren kommunikationswissenschaftlichen Forschung wird dies jedoch angezweifelt. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass die Boulevard-Presse dem damals noch jungen Konkurrenz-Medium Radio eins auswischen wollte, die Panik daher aufgebauscht und das Radio so als verantwortungslos dargestellt wurde. Aber auch die Ausstrahlungen weiterer adaptierter Hörspielfassungen, zum Beispiel in Equador 1949 und in Deutschland 1977, wurden von vielen Hörern so glaubhaft empfunden, dass sie zu teils heftigen Reaktionen führten.

Der Roman Der Krieg der Welten und der Autor H.G. Wells, auch Orson Welles, wurden dadurch weltberühmt und die Geschichte zahlreiche Male adaptiert. Eine der wohl bekanntesten Anlehnungen ist der Blockbuster-Film Independence Day von Roland Emmerich, der sich in weiten Strecken an der Handlung von Der Krieg der Welten orientiert.

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Der Autor

Thilo Krapp

Thilo Krapp wurde am 23. September 1975 geboren und hörte im Alter von 11 Jahren Orson Welles’ berühmte Radio-Adaption von „Der Krieg der Welten“. Seitdem weiß er, was Sprecher im Radio mit ihrer Stimme auszulösen vermögen. Die Geschichte hat ihn seitdem nie losgelassen und eines Tages bekam er eine Buchausgabe des Klassikers geschenkt. Es sollte ihn im Laufe der nächsten Jahre immer wieder beschäftigen: in seinem Studium an der Bergischen Universität Wuppertal bei Wolf Erlbruch und während seiner Anfänge als Illustrator und Comiczeichner. Doch es dauerte bis 2013, dass er sich des Stoffes ernsthaft annahm.

Seit seinem Diplom im Jahre 2004 arbeitet er für verschiedene Kinderbuchverlage und Zeitschriften. Zu seinen Werken zählen u.a. die im Gerstenberg Verlag erschienenen Sachbücher „Émile auf der Weltausstellung“ und „Émile in Berlin“. Neben seiner künstlerischen Tätigkeit unterrichtet er an der Akademie für Illustration und Design im Fach Comic/Graphic Novel. Seit 2020 ist er stellvertretender Vorsitzender der Illustratoren Organisation. Er lebt zusammen mit seinem Mann in Berlin. 

6 Fragen an Thilo Krapp

Ich habe das Buch im Alter von 11 Jahren in der berühmt-berüchtigten Hörspielfassung von Orson Welles im Radio gehört und war sofort hin und weg von der Geschichte. Fasziniert hat mich an ihr - neben der Dramatik und der überraschenden Wendung am Schluss, die ich heute noch genial finde - vor allem die Nähe der Ereignisse zum Menschen: die Geschichte spielt ja in lauter kleinen, real existierenden Orten in Südengland, die es auch heute noch gibt. Das machte den Schrecken in der Geschichte so echt.

Weil die Geschichte ihre Faszination - und auch ihren Hintersinn, es steckt ja auch Kritik an Englands Kolonialpolitik des 19. Jahrhunderts darin - daraus bezieht, dass es in England und genau zu dieser Zeit spielt. Wenn man das verändert, verändert man die Brisanz ihrer Aussage. Nur, wenn die Katastrophe über die in sich selbst ruhende, selbstgerechte Gesellschaft dieser Zeit in diesem Land, das die größte Kolonialmacht der Welt war und selber in sehr viele Länder der Erde invasiv eingewandert ist, hereinbricht, kann sie ihre volle Wirkung entfalten, das ist zumindest meine Meinung. Wenn man Handlung und andere Parameter verändert, verändert man die Aussage - das kann seinen Zweck und Sinn haben, aber ich wollte für meine Adaption ein Stück echte Geschichte abbilden, die in dieser Form auch noch auf das Hier und Jetzt übertragbar ist. Denn wir erleben ja auch heute noch in vielen Teilen der Erde Flucht und Vertreibung durch überhebliches, verdrängendes Verhalten von Machthabern.

Die Vorlagen fand ich auf verschiedene Art: zum einen dokumentieren die Engländer die Viktorianische Zeit selber gern, vielleicht, weil sie es als eine ihrer bedeutendsten Epochen betrachten. Deswegen gibt es gute, verlässliche und schön gemachte Publikation aus England, die sich dem Wohnen dort und in dieser Zeit widmen. Dann hatte ich noch Einrichtungsmagazine und Modemagazine aus der Zeit, alte Fotografien, bin aber auch nach England gefahren und habe vor Ort Details recherchiert, die ich nirgendwo sonst finden konnte (auch nicht im Internet), wie zum Beispiel den Bau der typischen Schiebefenster, die die Engländer benutzen.

Ich mag sehr den 50er-Jahre-Film von George Pal, weil das Design der marsianischen Flugmaschinen darin so überaus elegant, aber gleichzeitig bedrohlich wirkt, außerdem faszinieren mich an dem Film die exzessiven und aufwändigen Miniaturtricks, die für mich oft viel erschreckender wirken als das heutige CGI. Der Film weiß die Spannung aus der Buchvorlage auf die große Leinwand zu übertragen.

Womit ich etwas mehr im Frieden lebe mittlerweile, ist Steven Spielbergs Adaption von 2005, wobei mich das Gefühl für die amerikanische Not darin manchmal etwas verlässt. Aber die schauspielerischen Leistungen in dem Film sind zum Teil toll, auch einige andere sehr dichte Szenen. Man guckt sich aber auch nicht wirklich exzessiv viel andere Auslegungen eines Stoffes an, wenn man so etwas macht, finde ich, weil man sonst zu sehr abgelenkt wird von dem, wie man es selber machen will. Und ich wusste ja immer genau, was ich wollte, brauchte also auch keine Anregungen.

Vor allem wollte ich immer die sich langsam aufbauende Spannung aus dem Buch übertragen. Viele Adaptionen scheinen meiner Beobachtung nach recht schnell zu dem Punkt kommen zu wollen, dass die Marsianer auftreten, aus ihren Maschinen steigen und alles zerstören. In dem Buch baut sich das aber langsam auf, und das ist das Gute daran, weil es alles, was danach kommt, umso erschreckender macht: die Gesellschaft pirscht sich langsam an das auf eine Weide gefallene Raumschiff der Marsianer heran, bis diese sich endlich mal zeigen. Aber dann...

Auch machen meiner Meinung nach zu viele Adaptionen den Fehler, zu viel zu den Marsianern erklären zu wollen, zeigen ihre Raumreise detaillierter oder ihre Vorbereitungen etc. Das nimmt diesen Figuren im Buch aber natürlich ihren realen Schrecken. In der Buchvorlage ist es eher so, dass bis zum Schluss vieles an diesen Antagonisten unklar bleibt, dass man gar nicht weiß: warum haben die das gemacht? Das passt meines Erachtens nach besser zur Grundaussage des Buches - in ein anderes Land einzumarschieren, ist einfach irgendwo ein irrationales Verhalten. Der Marsianer als solcher ist eine schwer greifbare, undurchsichtige Figur!

Natürlich! Zur Zeit befinde ich mich im letzten Drittel meiner Graphic Novel-Adaption zu20.000 Meilen unter dem Meer“ nach Jules Verne, und habe unglaublich viel Spaß mit Pierre Arronax, Conseil, dem Harpunier Ned Land und Kapitän Nemo und der „Nautilus“ - und ihren Abenteuern unter Wasser, diesem faszinierenden und immer noch sehr unbekannten Lebensraum, der in der Zukunft noch viel, viel wichtiger werden wird.
 

Musikalische Comic-Lesung und Künstlergespräch

Sieh Dir hier die musikalische Comic-Lesung an, die anlässlich der digitalen Leipziger Buchmesse aufgezeichnet wurde.

Musikalische Comiclesung