The Future is...

Leben wir in der Zukunft mit Aliens zusammen? Wird KI uns die beste aller Welten erschaffen? Oder können wir der Klimakrise sowieso nicht mehr entrinnen?

14 Comiczeichnerinnen wagen einen Blick in die Zukunft.

Es ist ein klassischer Fehlschluss, sich die Zukunft rein positiv oder negativ vorzustellen: Entweder stirbt die Menschheit aus oder wir lösen alle Probleme. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich – wie in Futurama – dazwischen.  

Lilian Pithan Herausgeberin von THE FUTURE IS...

Wie wird unsere Welt wohl in 100 Jahren aussehen?

Die Zukunft steckt voller Möglichkeiten und Potenzial, kann einem jedoch auch Angst machen. In den kommenden 100 Jahren könnten wir eine Welt erleben, die von enormen Fortschritten in Technologie und Wissenschaft geprägt ist. Eine Welt, in der sich das Miteinander auf grundlegende Art und Weise verändert hat. Es wird neue Herausforderungen geben, die es zu bewältigen gilt. 

In THE FUTURE IS ... wagen 14 Comiczeichnerin einen Blick in die Zukunft und zeigen Dir, wie sie sich eine Welt in 100 Jahren vorstellen. Dabei behandeln sie diese vier Themen:

Moderne Technologien

Technorama

Moderne Technologien und Maschinen finden immer mehr Verwendung in unserem Alltag. Welche Rolle wird Künstliche Intelligenz in der Zukunft spielen? 

Klimawandel

Schöne neue Welt?

Bereits jetzt sind die Folgen des Klimawandels zu spüren. Die Pole schmelzen, die Temperaturen steigen - Welche Auswirkungen wird der Treibhauseffekt auf unsere Welt in 100 Jahren haben ? 

Fremde Lebensformen

Leben lassen

Gibt es im Universum noch andere Lebensformen? Treffen wir in Zukunft auf Außerirdische und neue Lebewesen? 

Soziale Beziehungen

Ich und Du

Wir verändert sich das Miteinander und das Leben in der Gesellschaft in der Zukunft? Welche Einflüsse hat die Zukunft auf die Beziehungen zu uns selbst und anderen

Über die Herausgeberin

Lilian Pithan

Lilian Pithan wurde 1986 geboren. Sie studierte Komparatistik, Romanistik und Anglistik in Tübingen und Paris. Seit 2013 arbeitet sie als Übersetzerin mit Schwerpunkt grafische Literatur und leiht u. a. Luz, Camille Jourdy und Hervé Tanquerelle ihre deutsche Stimme.

Daneben kuratiert sie Ausstellungen für den Internationalen Comic-Salon Erlangen. In der Vergangenheit waren das zum Beispiel Zeich(n)en der Zeit – Comicjournalismus weltweit (2018–2019) und Vorbilder*innen – Feminismus in Comic und Illustration (2020-2022) .

Die Zukunft denkt sie sich wie in Futurama: Gadgets, Abenteuer und viel heiße Luft.  

Lilian Pithan Herausgeberin

Lilian Pithan über die Arbeit an "The Future is..."

In meiner Kindheit war ich begeisterte Asterix-Leserin, habe Comics dann aber über zwei Jahrzehnte vernachlässigt. Im Literaturstudium kam er überhaupt nicht vor und außer franko-belgischen Klassikern und Kindercomics war mir nichts bekannt. Zurückgeholt hat mich eine französische Arbeitskollegin, die mir "Come Prima" von Alfred gezeigt hat. Da war ich sofort angefixt – nicht nur von der Geschichte, sondern auch vom Zusammenspiel von Text und Zeichnungen. Als Literaturwissenschaftlerin habe ich gelernt, Texte zu analysieren. Das Erzählen mit Bildern musste ich mir selbst erschließen. Dabei habe ich ziemlich schnell gemerkt, welche ungeahnten Möglichkeiten die Zeichnung bietet, und habe Comics seitdem nie wieder weggelegt. 

Die Idee, eine Anthologie mit deutschen Comiczeichnerinnen zu machen, kam ursprünglich von Carlsen. Weil ich die Ausstellung „Vorbilder*innen: Feminismus in Comic und Illustration“ für den 20. Internationalen Comic-Salon Erlangen kuratiert habe, wurde ich von der Redaktion als Herausgeberin angefragt. Besonders wichtig war es mir, ein Konzept zu finden, dass über das Thema Frausein, Weiblichkeit und Feminismus hinausgeht, schließlich gibt es zu dem Thema schon genug Material. Außerdem höre ich immer wieder von Zeichnerinnen, dass sie der Fokus auf das Thema Feminismus ermüde und sie einfach als Künstlerin wahrgenommen werden wollen – so wie es bei Männern ja auch der Fall ist. Deswegen widmet sich die Anthologie dem Thema „Zukunftsvisionen“ und nicht Feminismus oder ähnlichem. Es bestand absolute inhaltliche Offenheit: Jede konnte zeichnen, was sie wollte. Als Herausgeberin habe ich aber darauf geachtet, dass sich die Themen nicht zu sehr überschneiden.  

Für den Comic gilt dasselbe wie für die Gesellschaft im Allgemeinen: In den letzten Jahrzehnten haben wir unglaubliche Fortschritte gemacht, aber von einer echten Gleichstellung sind wir noch weit entfernt. Eine Männerdomäne ist der Comic auf keinen Fall, das zeigt schon der Blick in Verlagsprogramme und auf Preisträger·innenlisten. Die berühmtesten und bestbezahlten Künstler sind aber weiterhin Männer. Da lässt sich also noch einiges verbessern. In diesem Sinne ist die Anthologie auch als Showcase gedacht: Wer etablierte oder aufstrebende Zeichnerinnen entdecken will, kann das mit diesem Buch machen. 

Am wichtigsten war mir die künstlerische Vielfalt. Es ging weniger darum, spezielle Themen abzudecken als ein breites Spektrum an narrativen und zeichnerischen Ansätzen abzubilden. Einige Künstlerinnen arbeiten mit traditionellen Panellayouts; andere kommen aus dem Bereich Illustration und freie Zeichnung. Knapp die Hälfte haben mehrere Bücher veröffentlicht; ein paar sind gerade erst dabei, sich einen Namen zu machen. Und da die deutsche Comicszene mittlerweile sehr international ist, habe ich mit Bea Davies und Maki Shimizu auch zwei Zeichnerinnen aufgenommen, die zwar nicht hier geboren wurden, aber auf Deutsch veröffentlichen.  

 

Wie schon erwähnt waren die Zeichnerinnen in der Themenwahl vollkommen frei. Dass sich niemand für ein „klassisch“ feministisches Thema entschieden hat, zeigt sicher auch, dass Künstlerinnen nicht ständig auf ihr Geschlecht zurückgeworfen werden wollen. Wenn dieses Buch vierzehn Zeichner – statt Zeichnerinnen – vorstellte, würde niemand auf die Idee kommen, Comics über Männlichkeit zu erwarten. So lange dieses Ungleichgewicht besteht, hat der Feminismus noch nicht ausgesorgt. Dass er im Buch nicht explizit thematisiert wird, heißt das also nicht, er wäre unwichtig. Er ist nur, was die Zukunft angeht, für die beteiligten Zeichnerinnen nicht das beherrschende Thema. Positiv gewendet könnte man sagen: Wir sind in Zukunft so viel weiter, dass das biologische und soziale Geschlecht keine Rolle mehr spielt.   
 

Im Moment leider nicht viel. Wenn mich Kriege, Ungleichheit und Katastrophen zu sehr belasten, rufe ich mir immer die US-amerikanische Serie Futurama in Erinnerung: Da tritt so ziemlich jeder Super-GAU ein, den man sich vorstellen kann. Gleichzeitig ist die Zukunftsvision von Matt Groening und David X. Cohen aber auch sehr lustig, berührend und hoffnungsvoll. Es ist ein klassischer Fehlschluss, sich die Zukunft rein positiv oder negativ vorzustellen: Entweder stirbt die Menschheit aus oder wir lösen alle Probleme. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich – wie in Futurama – dazwischen.