Rachel Ward

Autor*in
Rachel Ward

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Rachel Ward, 1964 geboren, wuchs in der Grafschaft Surrey südlich von London auf und studierte in Durham Geografie. Erst mit 40 Jahren widmete sie sich dem Schreiben. Ihr Debüt Numbers – Den Tod im Blick ist international vielfach ausgezeichnet und 2011 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert worden. Die daraus entstandene Numbers-Trilogie wurde weltweit zum Bestseller. Rachel Ward lebt mit ihrem Mann und ihren Kindern in Bath, England.

Weitere Informationen unter: www.rachelwardbooks.com

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Lese-Hammer
Leeds Book Award

NUMBERS – DEN TOD IM BLICK ist ein außergewöhnliches Jugendbuch, weil es scheinbar Unvereinbares zusammenbringt. Wie schafft man es, einen Erstling zu schreiben, der packend und spannend wie ein Thriller ist, eine unglaubliche emotionale Wucht hat und dazu subtil philosophisch ist?

NUMBERS zu schreiben hat mir wirklich großen Spaß gemacht, obwohl mir hinterher nicht klar war, um welche Art von Buch es sich eigentlich handelt und wer die Geschichte überhaupt lesen möchte. Ich glaube, mir hat die Grundidee gefallen, die einen sofort und unmittelbar reinzieht und die für jeden von Bedeutung ist – die Charaktere und die Handlung kamen erst danach.

Jems Gabe, die sie als Last empfindet, dominiert ihr ganzes Leben und macht sie zur Außenseiterin. Ihre Schilderung ist sehr sensibel und eindringlich. Weil es ein Gefühl ist, das Sie kennen?

Nun, ich besitze nicht Jems Gabe (Obwohl: Wenn es so wäre, könnte ich es ja nicht sagen, oder?), aber ich kann ihre Einsamkeit sehr gut nachempfinden. Als Kind und Jugendliche war ich sehr schüchtern und weiß deshalb genau, wie es sich anfühlt, abseits und außen vor zu sein.

Und dennoch sehnt sich Jem nach dem, was sie meidet. Nämlich enge Bezugspersonen, Freunde, Familie. Ein ganz normales Leben. In dieser Zwickmühle steckt sie aufgrund ihrer Fähigkeit. Ist Wissen/Talent/Begabung, also etwas vordergründig Positives, für Sie ambivalent?

Ihre Gabe macht Jem „besonders“, aber sie isoliert sie auch und ich denke, sie ist eher Fluch als Segen. Und dennoch lernt Jem etwas über sich selbst und andere Menschen (den Wert von Freundschaft und Liebe zum Beispiel, das, was man hat, schätzen zu lernen und jeden Moment bewusst zu leben), und so hat ihre besondere Fähigkeit Jem am Ende vielleicht geholfen – nach einem sehr trostlosen Anfang – einen Sinn im Leben zu finden.

Obwohl Jem es eigentlich besser weiß, versucht sie verzweifelt, das Schicksal zu verändern. Schicksal oder Zufall? Fatalismus oder Voluntarismus? Sind das Themen, mit denen Sie sich bewusst auseinandersetzen?

Ist unser Leben vorherbestimmt oder können wir unser Schicksal selbst in die Hand nehmen? Es ist sicher richtig, dass es eine entscheidende Rolle für unser weiteres Leben spielt, wo wir geboren wurden und wer unsere Eltern sind. Trotzdem glaube ich daran, dass wir unser eigenes Leben ansatzweise formen und beeinflussen können. Durch die Entscheidungen, die wir treffen, durch unsere Einstellungen anderen gegenüber, unser Verhalten etc. Die Zahlen, die Jem sieht, sind unveränderlich und das zeigt uns scheinbar, dass unser Schicksal mit dem Tag unserer Geburt ultimativ besiegelt ist, egal was wir tun. Für die Geschichte musste ich Regeln aufstellen – dass sich die Zahlen niemals ändern, war eine davon; dass Jem ihre eigenen nicht sehen kann, eine andere. Obwohl es sich nicht unbedingt mit meinen persönlichen Ansichten deckt, dient es doch hoffentlich der Geschichte!

Das Ende der Geschichte lässt einen mehr oder weniger schauern. Es ist dramaturgisch perfekt und glaubwürdig, gleichzeitig aber radikal und unversöhnlich. Also kein Happyend im eigentlichen Sinne. Das Beunruhigende wird dem Leser nicht genommen. War für Sie von Anfang an klar, wie die Geschichte endet?

Als ich mit dem Buch begonnen habe, kannte ich den Anfang und das Ende, wusste aber nicht, wie ich von einem zum anderen kommen sollte und musste den Mittelteil mehrere Male umschreiben. Und ich wollte am Ende unbedingt noch einen Dreh finden, um die Leser ein letztes Mal schauern zu lassen ...

Welche Bedeutung hat das Schreiben in Ihrem Leben und wie schreiben Sie? Gibt es erst die Idee für eine Geschichte oder die Figur oder die Stimmung oder den Ton?

Das Schreiben ist mir sehr wichtig. Es macht mir große Freude, weil ich erst spät dazu gekommen bin – ich habe damit angefangen, als ich schon fast 40 war. Der ganze Prozess ist noch völlig faszinierend für mich. Ich liebe die Ideen-Phase, wenn mir der Kopf schwirrt und ich ständig neue Wendungen und Facetten durchspiele. Ich mag es, die erste Fassung aufzuschreiben und zu beobachten, wie die Geschichte Gestalt annimmt und ich mag das überarbeiten, weil es darum geht, die Geschichte zu verbessern und man kann dabei solange experimentieren und neue Dinge ausprobieren bis alles sitzt. Zumindest mochte ich das Überarbeiten bei NUMBERS, denn momentan ringe ich mit meinem neuen Buch, einer Fortsetzung von NUMBERS – und das ist eher harte Arbeit als pures Vergnügen. Ich schreibe früh am Morgen, bevor ich meine Familie wecke und zur Arbeit gehe (ich habe noch einen „normalen“ Job, 4 Tage die Woche) und ich schreibe am Ende des Tages und an den Wochenenden. Mal hier eine Stunde, mal da eine Stunde – ich tendiere dazu, kurz und intensiv zu schreiben. Ich fange immer mit der Idee an – worum es in dem Buch geht – allerdings habe ich bei NUMBERS meine beiden Hauptfiguren sehr schnell gefunden, fast zeitgleich mit der Idee. Sie haben sich in meinen Kopf geschlichen und ich wusste sofort, wie sie aussahen und wie sie gesprochen haben. Es ist ein bisschen unheimlich, aber ich bin sehr dankbar dafür!